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Kategorie: Blog

Unterwegs für Bilder

Die Romantik des Lichts

Josef Sudek – „The Legacy of a Deeper Vision“

Als Werkschau des Fotografen Josef Sudek ist der Band „The Legacy of a Deeper Vision“ des Münchner Hirmer-Verlags gleichzeitig eines der bedeutendsten Bücher zur tschechischen Fotografie in den letzten Jahren. Vier Essays umkreisen zudem die Fotografien und beleuchten kunstgeschichtliche und technische Aspekte. Der Band zeigt ein vielfältiges und in sich widersprüchliches Werk in seiner Epoche.

Josef Sudek
© Hirmer-Verlag. Josef Sudek – The Legacy of a Deeper Vision – ISBN: 978-3-7774-5291-3

Die Fotografie-Geschichte verdankt dem ersten Weltkrieg eine der staunenswertesten Künstler-Biografien. Der 1896 geborene Josef Sudek kämpfte an der italienischen Front und verlor dort seinen rechten Arm. Seinem eigentlichen Beruf als Buchbinder konnte er von nun an nicht mehr nachgehen, also begann er sich der Fotografie zu widmen.

Außenseiter Josef Sudek

Wie Antonín Dufek in seinem Essay „Sudek the Outsider“ zeigt, spiegelt das Schaffen zunächst wesentliche Fotografie-Etappen der Zeit wider. Unter dem Einfluss der Piktorialisten beginnt das Werk mit impressionistisch anmutenden Prager Stadt-Ansichten und Eindrücken aus dem Invalidenheim, späterhin entwickelt sich das Oeuvre in die Rationalität einer Neuen Sachlichkeit, zu der Antonín Dufek neben den Produktfotografien ansatzweise auch die berühmten Aufnahmen aus dem Veitsdom zählt.

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Heiterer Chronist in dürftiger Zeit

Wie kein anderer hat der tschechische Fotograf Jaroslav Kučera die randständigen Existenzen im Sozialismus und des Kapitalismus porträtiert und ihre Lebenswelt erkundet. Im Westen noch weitesgehend unbekannt, beerbte er mit seinem Schaffen die Emigranten Josef Koudelka und Antonín Kratochvíl. Andererseits zeigen sich aus heutiger Sicht auch Affinitäten zu Ed van der Elsken, Daido Moriyama und vor allem Anders Petersen. Ein Rückblick.

Jaroslav Kučera - "Setkání, okamžiky, samoty" ("Encounters, moments, solitudes") zweisprachig © Jakura-Verlag
Jaroslav Kučera – „Setkání, okamžiky, samoty“ („Encounters, moments, solitudes“) zweisprachig © Jakura-Verlag

Jaroslav Kučera ist der bedeutendste Prager Chronist der letzten dreissig Jahre des 20. Jahrhunderts, aber zu den herausragenden tschechischen Foto-Journalisten zählt er nicht. Der Lauf der Geschichte hatte Josef Koudelka aus der Tschechoslowakei vertrieben und Antonín Kratochvíl emigrieren lassen, Jaroslav Kučera blieb diesseits des Eisernen Vorhangs als Zeitzeuge und als Bild-Journalist überwiegend an Prag gebunden.

Der große internationale Durchbruch gelang Kučera indes nicht, weniger radikal in der Bildsprache, fallen seine Fotografien auch ästhetisch von denen der Emigranten ab. Gleichwohl bildet kein fotografisches Werk die Wirklichkeit und die Notdurft in den letzten Jahrzehnten des tschechischen Sozialismus so beeindruckend und lebenszugewandt ab wie das von Kučera.

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Immer noch analog unterwegs. Warum eigentlich?

Die Möglichkeiten digitaler Fotografie und Bildbearbeitung übersteigen die in der Dunkelkammer bei weitem, und doch war und bin immer noch gerne mit der Nikon F100 unterwegs. Ken Rockwell nennt sie, gleich nach der Nikon F6, die zweitbeste DSLR auf der Welt, und auch mir bescherte sie, lange bevor ich mir das digitale FX-Pendant D700 zulegte, ein Gefühl des fotografischen Angekommenseins. Endlich richtige Profi-Haptik in den Händen, endlich weg von den klassischen Consumer-Schrauben Marke „Portrait“, „bewölkt“ & „Blitz“.

Die Kirche St. Cyrill und Method im Sommer 2012
Die Kirche St. Cyrill und Method im Sommer 2012

Gründe gibt es immer noch für die analoge Fotografie.

Als ersten guten Grund kann man die disziplinierende Wirkung des Filmes anführen. Wem nur 36 Aufnahmen zur Verfügung stehen, tut gut daran, sich vor dem Drücken des Auslöser genau über Komposition und Belichtung Gedanken zu machen. Analoges Fotografieren definiert so in Zeiten von Handy-Schnappschüssen und voluminösen Speicherkarten Fotografie als kreativen Prozess und bringt ihn so zu Bewusstsein

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